Küche der Barmherzigkeit feiert 25-jähriges Jubiläum
Hilfsbereitschaft ist kein Auslaufmodell. Sie ist lebendig und kraftvoll. Das zeigte das Jubiläum der Küche der Barmherzigkeit, das am Sonntag den 02. Juni mit einem Gottesdienst und einem Festakt gefeiert wurde. Seit 25 Jahren versorgen Ehrenamtliche in Armeniens Hauptstadt Eriwan von Oktober bis Mai einmal pro Tag notbedürftige Menschen mit einer kostenlosen warmen Mahlzeit.
Das scheint auf den ersten Blick nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, doch für die Menschen in Armenien ist es überlebensnotwendig. Denn die durchschnittliche Rente beträgt 80 Euro im Monat, viele leiden Hunger und noch immer gibt es Familien, die als Folge des Erdbebens von 1988 in Baracken wohnen. Sie alle sind auf Hilfe angewiesen.
Seit 1994 konnten um die 1,5 Millionen kostenlose Essensportionen ausgeteilt und drei Millionen Euro gesammelt werden. Das alles wäre nicht möglich ohne die Haupt- und Ehrenamtlichen. Bei ihnen bedankte sich der Ehrenpräsident des DRK-Landesverbandes, Lorenz Menz, beim Festakt in Schwäbisch Gmünd, wofür extra eine Delegation aus Armenien angereist war. Er sagte: „Man hat oft den Eindruck, wenn man an die tagtäglichen Nachrichten aus der Welt denkt, dass Egoismus, Profitgier und Abgrenzung im Vormarsch seien. Gott sei Dank, gibt es aber auch eine andere Wirklichkeit. Menschen, die nicht wegschauen, nicht zuschauen, sondern zupacken.“
Alles begann als am 7. Dezember 1988 in Armenien die Erde bebte. Nach der Naturkatastrophe lies der damalige Generalsekretär des Obersten Sowjets, Michael Gorbatschow, erstmals ausländische Hilfskräfte in die Sowjetunion. Einer der ersten vor Ort waren die Hunderettungsteams aus dem Nürtinger Raum, die bei der Suche nach den Vermissten halfen. Später half der DRK-Landesverband beim Wiederaufbau von Krankenhäusern und Schulen. Damals war auch der Landesleiter der Bergwacht, Gerhard Maier, vor Ort im Einsatz. Er sah wie viele Menschen Not litten und gründete aus dem Bedürfnis heraus zu helfen die Küche der Barmherzigkeit. Als er starb, übernahmen 2002 der Pfarrer Karl-Heinz Scheide und Alfons Wenger das Projekt.
Unter ihrer Leitung wurde 2006 das Haus der Hoffnung errichtet, welches die Küche der Barmherzigkeit beherbergt und Stützpunkt für das Hauspflegeprojekt ist, bei dem 40 pflegebedürftige alte Menschen betreut werden. Die Hilfsbereitschaft schlägt immer größere Wellen – so formulierte es Menz. 2012 wurde ein 2-jähriges Betreuungsprojekt für vernachlässigte Kinder in Berd, einer Kleinstadt an der armenisch-aserbaidschanischen Grenze, gewährt. Bis heute wird das Projekt immer wieder verlängert. Jährlich können so 250 Kinder und Jugendliche mit einem Zuschuss für eine tägliche Mahlzeit unterstützt werden.
Dieses Projekt werde von den jungen Leuten als Signal empfunden, in der Welt nicht alleine zu sein. Das sagte der Projektleiter Movses Poghosyan aus Armenien. Auch sei dies ein Zeichen, die Hoffnung auf eine friedliche Zukunft nicht zu verlieren. Aus Dankbarkeit verneigte sich Poghosyan vor allen Menschen in und um Schwäbisch Gmünd, die sich in den vergangenen 25 Jahren für die Küche der Barmherzigkeit eingesetzt haben.