Notfallsanitäter brauchen die Erlaubnis, Patienten zu helfen
Angesichts des hohen Ausbildungsniveaus der Notfallsanitäter und des gleichzeitigen Mangels an Notärzten ist für DRK-Landesarzt Prof. Wolfgang Kramer die heutige Lebenswirklichkeit eindeutig: „Der Notfallsanitäter muss handeln, wenn der Patient leidet. Das soll nicht den Notarzt ersetzen, sondern mit einigen klar definierten und gelernten Maßnahmen Leiden lindern und vor bleibenden Schäden schützen. Das ist die elementare Aufgabe des Notfallsanitäters und das hat er gelernt."
Prof. Kramer war selbst jahrelang als Notarzt im Rettungsdienst tätig. „Ich würde mich jederzeit von einem unserer Notfallsanitäter behandeln lassen, wenn kein geeigneter Arzt zur Verfügung steht. Die wissen genau, was sie tun“.
Anachronistisch und realitätsfremd jedenfalls wäre ein Beharren auf dem Status Quo, wie es das SWR-Fernsehen am 3. Januar über die Haltung der Landesärztekammer Baden-Württemberg berichtete. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Landesärztekammer tatsächlich darauf beharrt, dass Notfallsanitäter – egal, wie es dem Patienten geht – auch zukünftig auf den Notarzt warten sollen, bis sie die gelernten Fähigkeiten ausschließlich unter ärztlicher Aufsicht durchführen dürfen“ so Prof. Kramer.
Die vom SWR genannte Stellungnahme der Ärztekammer würde nicht nur die Qualifikation der Retter nach einer dreijährigen Ausbildung ignorieren, sondern auch die Tatsache, dass Notärzte in vielen Regionen Mangelware sind und deren Entlastung bei unkritischen Einsätzen längst überfällig ist. Für Prof. Kramer verkenne eine solche Haltung den Alltag im Rettungsdienst – zu Lasten der Patienten. In Nachbarländern dagegen habe sich eine entsprechende Entwicklung längst durchgesetzt. Es gehe nicht darum, den Notarzt zu ersetzen, sondern bei dessen Fehlen im Rahmen vorgegebener Algorithmen schnell und kompetent Hilfe zu leisten.